2022 - ein außergewöhnliches Jahr für die Energiebranche und die GSW

Im dritten Jahr schon beschäftigte uns 2022 das Corona-Virus. Während sich die Situation vor allem aufgrund der hohen Impfquote und den weniger starken Einschränkungen deutlich beruhigte, folgte mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine die nächste Krise. Im Interview blickt Jochen Baudrexl, GSW-Geschäftsführer, auf ein außergewöhnliches Jahr für die Energiebranche und die GSW zurück.

Wie sind die GSW durch die Energiekrise gekommen?

Die Sorgen, die sich mit der Energiekrise ergeben haben, waren groß. Die Rede war von Liquiditätsproblemen bei Stadtwerken, möglichen Rettungsschirmen und von höheren Forderungsausfällen bei Kunden, weil sie ihre Energie-Rechnungen aufgrund der steigenden Preise nicht mehr zahlen können. Zum Glück sind all diese Szenarien nicht eingetreten. Die meisten unserer Kundinnen und Kunden haben aufgrund der Preisbremsen und weil sie Energie eingespart haben, bei der Jahresendabrechnung sogar Geld zurückbekommen.

Dennoch war 2022 rückblickend ein außergewöhnliches Jahr für die Energie-Branche. Welche Herausforderung war die größte für die GSW?

Die Energiekrise hat alle Energieversorger und uns vor einige große und ganz neue Herausforderungen gestellt. Neben den historischen Entwicklungen auf dem Energiemarkt haben uns die vielen gesetzlichen Änderungen stark beschäftigt. Die Mehrwertsteuer-Senkung im Gas, der Wegfall der EEG-Umlage im Strom oder das Hin und Her bei der dann doch gekippten Gas-Umlage. Mit dem Entlastungspaket – erst die Dezember-Hilfe und dann die Energiepreisbremsen – gab es weiteren Aufklärungsbedarf bei unseren Kunden. Das bedeutete sehr viel mehr Arbeit und eine zusätzliche Belastung für unsere Mitarbeiter im Kundendialog. Auch die Umsetzung der Strompreisbremse mit all ihren gesetzlichen Vorgaben war alles andere als leicht.

Worum haben sich die Kundinnen und Kunden in 2022 am meisten gesorgt?

Viele Fragen drehten sich um die Versorgungssicherheit in unserer Region. Nach den Entwicklungen in Russland und an den Gas-Pipelines fragten sie sich, ob es genügend Gas gibt, um die eigenen vier Wände im Winter zu beheizen. Außerdem beschäftigten sich einige mit dem Thema Strom-Blackout. Auch all diese Szenarien sind nicht eingetroffen und waren teils auch sehr unwahrscheinlich. Wir konnten den Kunden deutlich machen, dass sie sich auf die Versorgungssicherheit verlassen können. Darüber hinaus galoppierten die Preise weg. Durch unsere langfristige Einkaufspolitik konnten und können wir unseren Kunden aber einen sicheren Preis anbieten, auf den sie sich verlassen können. Grundsätzlich gab es einen so hohen Aufklärungs- und Beratungsbedarf wie nie zuvor in unseren Kundencentern. Das haben wir in den vielen und oft komplexen Anfragen gespürt. Leider führte dies zu teilweise längeren Wartezeiten als üblich. 1500 Anrufe am Tag waren keine Seltenheit. Die Personalstärke in unseren Kundencentern war auf eine solche außergewöhnliche Situation nicht eingestellt. Das sorgte für eine hohe Belastung bei unseren Mitarbeitern.

Erst die Corona-Krise, dann die Energie-Krise. Würden Sie sagen, dass Sie bei den GSW mittlerweile krisenerprobt sind?

Ja, das kann man schon so sagen. Wir wissen, wie wir mit Ausnahmesituationen umgehen müssen. Wir werden uns aber davor hüten, zu glauben, dass die Energiekrise vorbei ist.

Die Bundesregierung hat ein großes Entlastungspaket geschnürt, um die Bürger in der Energiekrise zu entlasten. Bei den GSW ist der Gaspreisdeckel gar nicht zum Tragen gekommen, weil die Tarife unterhalb des staatlich gedeckelten Preises lagen. Wie konnten Sie in der Krise diese verhältnismäßig moderaten Preise für ihre Kunden anbieten?

Durch unsere langfristige und vorausschauende Einkaufspolitik können wir unseren Kunden grundsätzlich sichere Preise anbieten, auf die sie sich verlassen können. Weil wir in mehreren Tranchen unsere Energie beschaffen, erzielen wir einen guten Durchschnittpreis, der im Vergleich zu Discountern zwar nicht immer der günstigste ist. Aber unser Preis hält den extremen Preisschwankungen auf den Energiemärkten länger Bestand. Das hat sich vor allem in der Krise ausgezahlt, sodass wir vergleichsweise moderate Preise in 2022 anbieten konnten. Eine besondere Herausforderung wird weiterhin sein, eine genaue Prognose für unsere Beschaffung zu geben. Wir haben gesehen, dass die Menschen viel Energie eingespart haben. Das hat sich verinnerlicht und wird meiner Meinung auch im kommenden Winter 2023/24 so bestehen bleiben. Diesen Rückgang im Energieverbrauch müssen wir bei unserer Einkaufspolitik berücksichtigen. Das gilt auch im Strom, wo wir die Energiemengen, die wir einkaufen, an den stark zunehmenden PV-Anlagen in unserem Versorgungsnetz anpassen müssen.

Jede Krise und jede neue Herausforderung können auch Chancen bergen. Welche Chancen sehen Sie für die GSW?

In der Krise haben wir gemerkt, dass unsere Rolle als Grundversorger wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Wir garantieren Versorgungssicherheit und stehen für stabile Preise – auch in der Krise. Dann, wenn Discounter sich verzockt haben und aus dem Markt treten, treten wir als Grundversorger ein. Wir sorgen für eine sichere Energieversorgung bei den Kunden, die von Discountern gekündigt worden sind. In solchen turbulenten Zeiten sind wir als Grundversorger der sichere Hafen. Auch für unsere langjährigen Kunden sind wir in diesen Zeiten wichtiger und zuverlässiger Ansprechpartner.

Mit Blick auf die GSW und ihre Kunden: Worauf freuen Sie sich im Jahr 2023 am meisten?

Auf die weitere Entwicklung in unseren neuen Bädern. In 2022 ist der Abriss am einstigen Freibad in Kamen gestartet. Wir haben zudem die offizielle Baugenehmigung der Stadt für unser neues Sesekebad bekommen. Nach den manchmal sehr herausfordernden Abrissarbeiten konnte mit den ersten Rohbauarbeiten gestartet werden, sodass Stück für Stück mehr vom neuen Bad erkennbar wurde. Und in Bergkamen ist mit der letzten Freibadsaison im Wellenbad der Startschuss für den Neubau gefallen. Hier liefen die Abrissarbeiten problemlos, sodass wir diese im Jahr 2022 abschließen konnten. Wenn auf beiden Baustellen alles nach unserem Zeitplan läuft, können wir unsere Gäste im Jahr 2025 in zwei neuen, modernen und schönen Bädern begrüßen.